Es ist wahnsinnig schön zu sehen, wie sich das Land in Sachen "glutenfrei" so schnell und positiv entwickelt. So hat z. B. im November 2014 die erste glutenfreie Bäckerei in Marrakech eröffnet, in einer Pastabar in Essaouira am Atlantik wird neuerdings glutenfreie Pasta angeboten und an einem kleinen Stand, ebenfalls in der Medina von Essaouira, sind leckere gf Waffeln erhältlich! :-) Allgemein sind die Menschen vor Ort sehr (!) bemüht, zuvorkommend und verständnisvoll. Zöliakie wird mittlerweile immer bekannter und auch das Kontaminationsrisiko wird ernstgenommen.
Marokkanische Gerichte:
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Berber Lammtajine mit Gemüse |
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Marokkanische Salatvariationen |
Hähnchentajine mit frischen Nektarinen und Mandeln |
Einige typisch marokkanische Gerichte enthalten leider immer Gluten und sollten auf keinen Fall auf eurem Teller landen! Hierzu zählen z. B.: Couscous, Pastilla (Blätterteig-Pastete), Harira (marokk. Suppe, die i. d. R. mit Mehl angedickt wird), Briouats (gefüllte Teigtaschen) oder Baghrir und Msemen (marokk. Crêpes).
Ersatzprodukte:
Glutenfreie Ersatzprodukte wie z. B. Brot sind in Marokko leider schwer bis kaum erhältlich (evtl. in einigen Carrefour-Märkten oder speziellen Bioläden), da die marokkanischen Zöliakie-Betroffenen meist selbst backen. Zudem sind die Produkte maßlos überteuert! Beispielsweise kostet 1 Kg Mehl Mix B von Schär in Marokko umgerechnet ca. 8 Euro! Dies macht mich sehr wütend und traurig, da das durchschnittliche Einkommen in Marokko sehr viel geringer ist als das in Deutschland. Ich habe Schär diesbezüglich bereits angeschrieben (anderes Thema ;-)). Jedenfalls bedeutet dies für Marokkoreisende, dass Ersatzprodukte auf jeden Fall aus Deutschland mitgebracht werden müssen.
Ausnahmen sind Reisen nach Marrakech, da es ja hier die glutenfreie Bäckerei gibt! ;-) Bitte sprecht vorab mit eurer Unterkunft ab, ob diese (ggf. gegen einen Aufpreis) für euch glutenfreies Brot oder Crêpes etc. vorab in der Bäckerei besorgen kann oder plant selbst am ersten oder zweiten Tag einen Besuch in der Bäckerei ein. Ich persönlich würde wohl bevorzugen, selbst dorthin zu fahren, zum Einen, weil es ein "Erlebnis" ist und ich mir aussuchen kann, was ich möchte und zum Anderen, weil ich so ggf. noch einmal nachfragen kann. Natürlich könnt und sollt ihr den Unterkünften vertrauen! Ich habe leider in Deutschland zu viele schlechte Erfahrungen gemacht, weshalb ich immer gern zwei Mal nachfrage. ;-) Zur Sicherheit solltet ihr dennoch etwas gf Brot dabei haben, da die Bäckerei z. B. an Feiertagen geschlossen hat oder z. B. das Brot ausverkauft sein kann.
5 Wichtige Hinweise:
1. In Marokko gibt es KEINE Deklarationspflicht laut EU-Kennzeichnungsverordnung! Dies bedeutet, dass sich bei Fertigprodukten hinter "amidon" (frz. Stärke) sowohl glutenhaltige als auch glutenfreie Stärke verbergen kann.
2. Getrocknete Feigen sind in Marokko laut der marokkanischen Zöliakiegesellschaft AMIAG (Association Marocaine des Intolérants et Allergiques au Gluten) glutenhaltig! Größtenteils werden diese beim Trocknungsprozess in Mehl gewendet, damit sie später nicht zusammenkleben. Es gibt wohl auch welche, die nicht bemehlt wurden, die AMIAG rät aber dennoch dringend davon ab, getrocknete Feigen zu essen. Rosinen und getrocknete Aprikosen sind hingegen in Ordnung.
3. Nüsse und Mandeln sind nur im naturbelassenen Zustand erlaubt. Gesalzene Nüsse und Kerne werden in öffentlichen Öfen in der Medina geröstet, in denen ebenfalls glutenhaltiges Brot gebacken wird. Sie sind hierdurch auf jeden Fall kontaminiert und somit glutenhaltig! Diese Info habe ich ebenfalls von der AMIAG. Zudem erzählte es uns auch unser Stadtführer auf einer Führung in Marrakech.
4. In Marokko gibt es viele kleine, günstige Cafés und Straßenrestaurants. Auch wenn hier eventuell einige Speisen glutenfrei sein könnten, rate ich euch davon ab, da leider überall in der Küche Brotkrümel rumfliegen und der Ansturm so groß ist, dass sicherlich nicht auf eine glutenfreie Zubereitung Rücksicht genommen werden kann. In solchen Cafés trinke ich auch lieber etwas, das in einer Flasche oder Dose serviert wird (z. B. Wasser oder Limonade) anstatt eines Kaffees oder Tees.
5. Mein letzter Hinweis hat zwar nichts mit Gluten zu tun, ich möchte es aber dennoch erwähnen. ;-) Einige Menschen, die zum ersten Mal nach Marokko reisen oder längere Zeit nicht dort waren, vertragen das Leitungswasser oder auch ungewohnte Gewürze nicht so gut. Hier empfiehlt es sich, zum Zähneputzen unbedingt Mineralwasser zu verwenden und auf Eiswürfel zu verzichten. Vorsicht bei den Orangensaftständen auf dem Jemaa el Fna in Marrakech! Teilweise wird dort der Saft aus Flaschen ausgeschenkt, in denen zur Kühlung Eiswürfel gegeben wurden. Hierdurch bedingte Magenprobleme sollten natürlich nicht mit einem "Glutenunfall" verwechselt werden. Da ich auf Gluten mit Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufproblemen reagiere, kann ich es sehr gut unterscheiden. Ich denke aber auch, dass die meisten Betroffenen einen "Glutenunfall" klar erkennen würden.
Übrigens: Solltet ihr einmal bei einer marokkanischen Familie zum Essen eingeladen werden, ist zu beachten, dass dort üblicherweise alle gemeinsam aus einer großen Schale essen und Brotstücke als Besteckersatz verwendet werden. Wenn ihr aber die Situation erklärt (und sowieso vorher das Essen abgesprochen habt), wird jeder Verständnis dafür haben, wenn ihr von einem Teller mit richtigem Besteck esst.
Das waren nun die wichtigsten allgemeinen Informationen und Hinweise zum glutenfreien Reisen in Marokko. Ich hoffe, ich habe niemanden damit verschreckt. ;-) Es hat bisher wirklich immer sehr gut geklappt! Eine glutenfreie Reise fordert zwar etwas mehr Organisation und Aufmerksamkeit, es wird sich aber auszahlen! :-)
Liebe Grüße,
Natascha
Nachfolgend noch ein paar Impressionen zur marokkanischen Küche (einige Gerichte haben es leider nicht mehr vor die Linse geschafft ;-)):
Lammtajine mit Gemüse |
Fischfilet mit Gemüse |
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Früchte der Saison |
Orangenscheiben mit Sorbet |
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